Goban und Caseal
Ein warmer Windhauch strich über die kleine Lichtung am Rande des Dorfes. Eine große Schar Kinder saß im Halbkreis um einen alten Mann. Es war Karoc, der Geschichtenerzähler.
„Was möchtet ihr denn hören?“
„Erzähl uns von Goban“, riefen ein paar Jungen.
„Und von Caseal, der Lady aus Elemeré“, forderten einige Mädchen.
Der Alte lächelte: „Ihr habt einen guten Geschmack was Geschichten angeht. Dann lasst mich nun erzählen von Goban und Caseal, der Finsternis und dem Licht und einer ewigen Liebe“
Die Geschichte, wie Karoc sie erzählte 1
Caseal liebte es in den Gärten Elemerés umher zu wandern.
Ein Ausritt würde ihr gut tun. So ließ sie sich ihr Pferd bringen.
Caseal mochte es, durch den Wald zu reiten und die Natur zu genießen.
Plötzlich stellten sich ihr drei Wegelagerer in den Weg. Die Räuber hofften auf gute Beute.
Wie aus dem Nichts stand er da. Der schwarze Ritter. Im gleichen Augenblick wurde der erste Räuber geköpft.
Caseal hörte einen seltsamen Gesang als das feuerrote Schwert den zweiten Angreifer durchbohrte.
Während Caseal sich ihrem Pferd zuwendete, zerschnitt ein weiterer Hieb das Gesicht des letzten Wegelagerers.
Als sie sich wieder umdrehte, um sich für die Rettung bei dem unbekannten Ritter zu bedanken, stand sie alleine da. Der Krieger war so schnell verschwunden wie er aufgetaucht war.
Caseal ging dieser unbekannte Ritter nicht mehr aus dem Sinn. Sie musste unbedingt wissen, wer er war.
Sie machte sich auf den Weg und fragte jeden nach dem schwarzen Ritter.
Wieder wusste niemand etwas von diesem Unbekannten.
Auch hier bekam sie nur ein „nein“ zu hören.
Selbst im Hafen kannte niemand diesen Ritter. Suchte sie vielleicht nach einem Phantom?
Doch Caseal gab nicht auf.
Jeden Tag hielt sie Ausschau nach Händlern und Reisenden.
Ein alter Mann sagte ihr, er kenne den dunklen Ritter. Sie bat den Alten mitzukommen in die Taverne.
„Seit mehr als 600 Jahren hat man ihn nicht mehr gesehen. Goban, so sein Name, ist der Todesbringer.“
Caseal war irritiert. Dieser Goban hatte ihr doch das Leben gerettet. „Erzählt mir alles was ihr über ihn wisst“, bat sie den alten Mann.
Der Alte nahm einen Schluck Wein und erzählte: Am Anbeginn der Zeit war Goban ein Krieger der Finsternis. Er besaß das Vertrauen von Illmok, dem Herrscher der Finsternis.
Er tötete jeden Kämpfer, den er traf.
Auch machte er keinen Halt vor unschuldigen Seelen.
Goban kämpfe gegen die Ritter, welche das Licht verteidigten.
Eines Tages traf er diese Frau. Irgendetwas an ihr, in ihr zog ihn in ihren Bann. Er konnte sie nicht töten.
Die Dunkelheit saß tief in seiner Seele, doch Caseal wandte sich nicht ab von ihm.
„Caseal? Das ist auch mein Name. Doch er kann ihn nicht kennen.“
„Lasst mich erst weiter erzählen, Herrin“, sagte der Alte.
Goban veränderte sich. Das Licht gewann die Oberhand in seiner Seele und im Herzen. Er wollte der Finsternis und seinem Herren entsagen.
Illmok spürte, wie sein bester Krieger ihm entglitt. So schickte er Sakaveta, einen Dämon, um diese Frau zu vernichten.
Caseal war allein unterwegs, als Sakaveta sie fand und tötete.
Goban kam zu spät. Er nahm die Tote in seinen Arm und versprach ihr, dass sie sich in einem anderen Leben, einer anderen Zeit wiedersehen würden.
Danach verbrannte er Caseal und steckte etwas von ihrer Asche in einen Beutel. Er hatte jetzt nur noch das eine Ziel: Die Finsternis zu bekämpfen und seine Geliebte in allen Zeitaltern zu suchen, die da kommen würden.
Caseal schaute den alten Mann lange an: „Was glaubt ihr, hat das zu bedeuten?“
„Herrin, wo Goban auftaucht, ist die Finsternis nicht weit entfernt. Ich glaube, wir sehen schweren Zeiten entgegen.“